MEHR BIOGRAFISCHES

Im Sommer 1981 auf einem Open Air Konzert in Köln machte sich der Tour Stress und das ausschweifende Rocksänger Leben bemerkbar, Stier verabschiedete sich von seiner Band und heuerte auf der SS Outlaw, einem 56 Meter großen Segelschiff, als Steuermann an.

Die Outlaw war das damals einzige deutsche Segelschiff das Sozialarbeit auf See anbot. 16 Jungs aus dem Knast, aus geschlossenen oder offenen Einrichtungen fuhren ein halbes Jahr mit acht Besatzungsmitglieder von Cuxhaven über Viego (Nordspanienen) nach Madeira, zu den Kanarischen und den Kapverdischen Inseln (Elfenbeinküste), von dort einen weiten Schlag in den Atlantik zu den Azoren und wieder zurück über Dover nach Cuxhaven.
10.000 Seemeilen und die Besatzung war am Ende, die Jungs aber wohlauf und therapiert. Auf seiner zweiten Reise mit der Outlaw lernte Stier eine Pädagogin aus München kennen, die Ihm von George Tabori erzählte, einem Theaterregisseur und Autor, der den zur damaligen Zeit recht unbekannten Schauspielunterricht „Method“ von Lee Strassberg aus New York unterrichtete.

Stier war Feuer und Flamme, hatte ein neues Ziel vor Augen und beschloss fortan Schauspielunterricht zu nehmen. Zurück in Cuxhaven machte er sich auf den Weg nach München um Tabori zu treffen und Fassbinder kennenzulernen. Beide Vorhaben schlugen fehl, Fassbinder verstarb und Tabori weilte in Berlin. Also zog Stier nach Berlin, nahm Unterricht und nach einem Jahr hatte er sein erstes Engagement bei der „Berliner Company“, einer freien Theatergruppe die Tourneetheater in ganz Deutschland machte.

Im Frühjahr 1984 winkte eine Hauptrolle an der Seite von Iris Disse im Bühnenstück „Mercedes“ von Thomas Brasch und Stier wechselte ans Renaissance Theater, wo, durch den Weggang von Intendant Heribert Sasse zum Schiller Theater, ein neues Theaterkonzept ausprobiert wurde. Jeden Abend, nach der „normalen“ Vorstellung, hatten Schauspieler aus der Off Theater Szene die Möglichkeit, im Bühnenbild des vorigen Stückes ihr eigenes Stück aufzuführen. Den Anfang machte Rosa von Praunheim’s „Creme d’Illusion“ mit Lotti Hübner in der Hauptrolle, danach spielte H.M. Stier mit Iris Disse von Dezember 84 bis Februar 85 „Mercedes“ von Thomas Brasch.

Der Einstieg ins etablierte Theater war geschafft und die nächsten Jahre spielte Stier „ensuite“ im Renaissance Theater – jeden Tag außer montags war Aufführung. Meistens wurden die Stücke 60 mal hintereinander gespielt, sechs Wochen vor Aufführungsende begannen die Proben für das neue Stück. 1987 riefen die „Berliner Kammerspiele“ und die „Rocky Horror Show“ feierte mit 240 Vorstellungen – ebenfalls ensuite – große Erfolge vor ausverkauftem Haus. Danach folgten die „Freie Volksbühne“, das „Hansa Theater“ und das  Hamburger Schauspielhaus“. Parallel dazu hatte Stier, inzwischen bekannt in Berliner Theaterkreisen, die Möglichkeit, sich in Film und Fernsehen zu bewähren. Eine seiner ersten Arbeiten war der Kinofilm „Der Himmel über Berlin“ von Regisseur Wim Wenders, gefolgt von „Der Papagei“ mit Harald Junke, „Wir können auch anders“ mit Joachim Krol und „der Superstau“ von Regisseur Manfred Stelzer.

Auch englische und amerikanische Produktionen wurden nun auf den Mimen aufmerksam und so folgten „The Rose Garden“, „Shining Through“, „Flirt“ von Hel Harley, „Writing on the wall“, „Helsinki Napoli“ , „Killing Blue“, „Prisoner of St.Petersburg“, „The Innocent“ von John Schlesinger“ und „The Viking Sagas“.

1997, Stier war inzwischen mit Familie von Berlin ins Bergische Land bei Köln umgezogen, kam die Anfrage zur Feuerwehrserie „Die Feuerengel“, 13 Folgen gedreht in Hamburg , begleitet und instruiert von Feuerwehrleuten der Hamburger Wache am Vorsetzen, insgesamt 120 Drehtage . Es folgten über die nächsten Jahre zwölf Einsätze im ZDF Krimi „Ein Fall für zwei“ als Kommissar, von 1999-2002 die Klinikserie “ Klinikum Berlin Mitte“, in der Stier den Klinikchef Professor Bischoff spielte. 2001 spielte er im Kinofilm „Duell- Enemy at the gates“ von Jean-Jacques Annoud den General von Stalingrad an der Seite von Bob Hoskins. Ab 2003 folgten dann zehn Jahre „Soko Köln“ als Kriminaldirektor Ben Schneider. Im Jahr 2003 kam die Anfrage für den Kinofilm „Tristan & Isolde“ und Stier spielte drei Monate in Irland und Prag zusammen mit James Franco, Henry Cavill und Mark Strong unter der Regie von Kevin Rynolds, der schon Robin Hood und Waterworld gedreht hatte. Es folgten die Kinofilme „Goldene Zeiten“ von Peter Thorwardt und „Stelle und der Stern des Orients“ an der Seite von Axel Prahl. 2004 stieg Stier wieder in die Erfolgsserie „Hausmeister Krause“ als Dackel Präsident Karl Göbel ein und blieb bis zum Ende im Jahr 2009. Ab 2005 übernahm er eine Hauptrolle in der Kinderserie „Leo – ein fast perfekter Typ“ und in den nächsten zwei Jahren folgte die Serie „Doktor Martin“ an der Seite von Axel Millberg, gedreht in Ostfriesland.

2007 gründete Stier zusammen mit seinem Ex-Keyboarder Charly Steinberg und Lee Litwinsky die Rockband „kahle Mönche“, welche aber schon bald in „Stier“ umbenannt wurde. Ihr erster Gig war im Sommer auf dem Open Air in Eckernförde als Support von Joe Cocker. Über die Jahre folgten viele Gigs in ganz Deutschland, die CD „Reden“, das Video „Tanzen“ und ab 2011 mit dem neuen Gitarristen und Songschreiber Peter Koller die CDs „Geisterschiff“, „Hart am Wind“ und als Krönung der Gig in Wacken im Sommer 2011 (Website stierrocks.de).

Im TV spielte er weiterhin Episoden Haupt und Nebenrollen, im Jahr 2008 die Rolle des Boxpromotors „Pabst“ in der Internetproduktion „Jabhook“, „Neue Var Süd“ von Hermine Huntgeburth und die Kinofilme „Vorstadt Krokodile 3″und „Eine Insel namens Udo“ mit Kurt Krömer. Es folgte 2012 der Kinofilm „KingPing“ in dem Stier einen schwuler Rocker spielte, hier hatte er endlich die Möglichkeit mit seiner Band zusammen im Film den Song “ Mein Schatz“ zu performen.

2012 ruft die Oper Köln und Stier übernimmt die Rolle des Alfred Doolittle in dem Musical „My Fair Lady“. 2013 dann die Mitwirkung in Wes Anderson’s Kinofilm „Grand Budapest Hotel“ an der Seite von Ralph Fiennes. Auf der Lese-Veranstaltung „Wege durch das Land“ las Stier an der Seite von Matthias Habich, Andrea Sawatzki und Christian Berkel, ebenso auf den ARD Hörspieltagen in Karlsruhe das Hörspiel „Räuber Hotzenplotz“ in der Rolle des Petrosilius Zwackelmann.

2014 die Serie „Unter Gaunern“ und der TV Film „Besondere Schwere der Schuld“ mit Götz George und Hannelore Elsner. Immer wieder ist Stier zu Gast im WDR Hörspielstudio in Köln, aber auch in weiteren TV Produktionen wie „Der böse Wolf“, „Der Kriminalist“, „Morden im Norden“ und im Kino in „Kundschafter des Friedens“ und auch „Rock my heart“ mit Dieter Hallervorden.

Es folgen TV Auftritte in „Die Kanzlei, Pastewka, Alarm für Cobra 11 und im Dezember 2018 die Premiere am Renaissance Theater in Berlin für “ TANKE SEHNSUCHT“. Hier spielt Stier die Rolle des „Roadhammer“ und hat im Laufe des Abends die Möglichkeit bekannte Songs von den Beatles, Frank Zappa, Bob Dylan, Steppenwolf u.a. zu interpretieren.

2019 übernimmt er die Rolle des Polizeipräsidenten Groszinsky in der Erfolgsserie “ BABYLON BERLIN“ sowie eine Episodenhauptrolle in 2 Folgen „Großstadtrevier“.

Im Frühjahr 2020 folgt der Fernsehfilm „EXTRAKLASSE 2+“ mit Axel Prahl und Katharina Thalbach in den Hauptrollen.

Kommentare sind geschlossen.